+49 (651) 76543

Elektroneurographie

Bei der Elektroneurografie, kurz ENG, handelt es sich um eine neurologische Untersuchungsmethode der peripheren Nerven, also der Nerven außerhalb von Gehirn und Rückenmark. Mit diesem Verfahren kann ein Arzt die sogenannte Nervenleitgeschwindigkeit messen, mit welcher Nerven elektrische Signale weiterleiten.

Anhand der Methode kann ein Neurologe ermitteln, ob eine Reizleitungsstörung des Nerven oder Nervenschäden bestehen. Den Befund dabei nennt man Elektroneurogramm.

Was ist eine Elektroneurografie (ENG)?

Die ENG Untersuchung (Elektroneurografie) ist eine Untersuchungsmethode der Neurophysiologie. Die Methode zeigt die Fähigkeit eines Nerves, elektrische Impulse weiterzuleiten und damit eine Muskelstimulation zu verursachen.

Durch eine künstliche Stimulierung der Nerven mithilfe Elektroden kann man ferner die Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) messen, die sogenannte Ableitung. Auch die Zeitdauer, die eine Nervenerregung benötigt, um eine Muskelstimulation zu bewirken, kann man herausfinden.

Ist die “Nervenachse” (Axon) und die “Nervenhülle” (Myelinscheide) intakt, werden elektrische Impulse normal weitergeleitet. Neben der Anwendbarkeit auf Nerven, welche für die Muskelversorgung zuständig sind (motorische Nerven), erfährt die Elektroneurografie gleichermaßen Anwendung bei Nerven, welche verantwortlich für Sinnesempfindungen wie Berührungs- oder Temperaturreize sind (sensible Nerven).

Elektroneurografie (ENG) – Gründe

Eine Elektroneurografie gibt Aufschluss bei der Untersuchung, Zuordnung sowie Verlaufsbeobachtung differierender Nerven- und Muskelkrankheiten. Im Regelfall wird sie von einer Elektromyografie begleitet. Hiermit kann man die Art und das Ausmaß von strukturellen Schädigungen der betroffenen Muskel- und Nervenzellen darlegen.

Die Auslöser einer Nervenschädigung sind anschließend aufgeführt:

  • Krankheiten, die mit einer Schädigung der die einzelnen Nervenfasern umgebenden Markscheiden auftreten (Entzündungen, Diabetes)
  • Erkrankungen mit Störungen der Erregungsübertragung zwischen Nerv und Muskel, bspw. Myasthenie
  • Schädigungen von Nervenfasern, z.B. durch Polyneuropathien aufgrund Alkoholmissbrauchs
  • Nervenschädigung als Nebenwirkung eines Medikaments
  • Verletzungen, z.B. durch Unfälle oder Schnittwunden
  • Engpass-Syndrome wie das Karpaltunnelsyndrom

Im Zuge des Verfahrens können Mediziner ermitteln, ob die Nervenhüllen oder -kabel betroffen sind. Des Weiteren können Neurologen abwägen, wie stark die Beschädigung eines Nerves durch einen Unfall war. Damit verbunden ist es ebenso möglich, den Ort der Nervenschädigung ausfindig zu machen.

Elektroneurografie (ENG) Messung – Ablauf

Damit eine Beurteilung der Nervenfunktion stattfinden kann, muss eine Stimulierung des jeweiligen Nerves mit einem schwachen, kurzen elektrischen Impuls meistens an 2 bis 3 unterschiedlichen Positionen erfolgen. Für die Ableitung benötigt der Patient überdies auf die Haut geklebte Elektroden.

Bei der Elektroneurografie bringt der Mediziner zuerst Elektroden bei Stimulation eines motorischen Nerves auf den entsprechenden Muskel an. In diesem Zusammenhang spricht man von einer motorischen Neurografie.

Allerdings kann man die Elektroden ebenfalls bei der Stimulation eines sensiblen Nerves auf die Haut über dem zu messenden Nerven setzen. Hierbei handelt es sich dann um eine sensible Neurografie. Bisweilen werden ebenso Nadel-Elektroden als Ableite-Elektroden genutzt.

Im Folgenden wird der Nerv mit einer Reizelektrode stimuliert und das kommende Signal mit den Oberflächenelektroden registriert. Die Nervenleitgeschwindigkeit berechnet man im Zuge dessen aus der gemessenen Zeit bis zur Ankunft des Impulses an den Oberflächenelektroden und der Entfernung zwischen den Reiz- und Oberflächenelektroden.

Außerdem erfolgt eine Einschätzung des eingetroffenen Signals, indem seine Potentialamplitude und Potentialkonfiguration einer Betrachtung unterzogen wird. Jeder Nerv benötigt nämlich einen standardisierten Messvorgang, um vergleichbare Messbefunde zu erzielen. Dies resultiert aus den spezifischen anatomischen Merkmalen des Nervenverlaufs.

Je nach der zu analysierenden Fragestellung muss man darüber hinaus eine verschiedene Anzahl an Nerven messen.

Elektroneurografie (ENG) Untersuchung – schmerzhaft?

Im Allgemeinen ist die ENG Untersuchung harmlos und verläuft ohne Komplikationen.  Kommt es allerdings zu Nadelableitungen, wobei kleine Nadeln zur Messung der elektrischen Ströme in die Haut eingeführt werden, können Schmerzen wie beispielsweise bei einer Spritze oder Blutabnahme auftreten.

Die schwachen Stromstöße, welche bei der Elektroneurografie zum Tragen kommen, empfinden die meisten Personen zudem als unangenehm. Dies hängt jedoch in gewissem Maße davon ob, eine Nervenerkrankung vorliegt. Ferner könnten sich sehr stromempfindliche Personen beeinträchtigt fühlen.

Nur sehr wenige bezeichnen die elektrischen Stromimpulse jedoch tatsächlich als so schmerzhaft, dass das Verfahren abgebrochen werden muss. Es kann höchstens im Versorgungsbereich des gereizten Nerven kurzfristig zu Taubheitsgefühlen oder Kribbeln kommen. Dies ist jedoch nicht langanhaltend.

Elektroneurografie (ENG) – Auswertung und Normwerte

Die bereits erwähnte Nervenleitgeschwindigkeit kann man berechnen, welche je nach Nerv leicht variiert. Der Grund liegt darin, dass die Leitgeschwindigkeit abhängig von unterschiedlichen Faktoren ist. Demnach können die Dicke des Nerven oder die Gewebetemperatur verantwortlich für Abweichungen sein.

Auch die Myeliniserung der Nerven (Myelin umgibt den Nerven wie eine Isolierschicht) kann die Leitgeschwindigkeit variieren lassen. Trotzdem befinden sich die Messergebnisse im Normalfall im Tausendstel-Sekunden-Bereich. Für die Nerven des Arms sind Leitgeschwindigkeiten von >45m/s normal und die Normwerte für die Nerven des Unterschenkels liegen bei >40m/s.

Elektroneurografie (ENG) – Kosten

Um eine Elektroneurografie durchführen zu können, ist eine ärztliche Überweisung oder Zuweisung erforderlich. Ab dem Ausstellungstag ist die Überweisung einen Monat lang gültig, danach verliert sie an Gültigkeit und muss erneut ausgestellt werden.

Die Kosten der ENG werden vom Krankenversicherungsträger übernommen, sofern eine medizinische Notwendigkeit festgestellt wurde.

Originaltext von: https://www.praktischarzt.de